Tennisgeschichte, Teil 3
Tennis in Belgien, Ende des 16. Jahrhunderts.
Tennis oder auch Jeu de Paume schreibt selbstverständlich nicht nur Geschichte auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz. So ist König Ludwig X nur 26 Jahre alt geworden. Der Tod des Königs von Navarra, damals ein Land im westlichen Pyrenäenraum, und Frankreich kam nach einem Match. Ludwig, den man auch den Zänker schimpfte, trank nach einem anstrengenden und vermutlich verlorenen Match im Sommer 1316 eine größere Menge eiskalten Wein und brach tot zusammen.
Ob Philipp der Gute Tennis spielte, ist nicht bekannt. Der Herzog von Burgund hatte aber ein Herz für Frauen oder vielleicht auch schon für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Jedenfalls befand sich 1427 in seinem Gefolge eine gewisse Margot aus Henneau. Die Dame ließ damals in Paris jeden Tennisspieler verzweifeln. Sie besiegte alle.
Für König Karl VIII (Foto) war Tennis auch tödlich, quasi der Vorbote. Der Franzose spielte sehr gerne Jeu de Paume und hatte es am 7. April 1498 besonders eilig, auf den Platz zu kommen. Auf dem Weg dorthin stieß er sich den Kopf an einem steinernen Türsturz so heftig, dass er ins Koma fiel und wenige Stunden später verstarb. Es war ein Drama. Schließlich hätte er – wenn es die denn schon gegeben hätte – auf der Aktivenrangliste gestanden. Karl wurde nur 27 Jahre.
Wenn man Tennisgeschichte studiert, ist das Ergebnis zwangsläufig: Tennis ist gefährlich. Auch dem schottischen König Jakob I wurde es letztendlich zum Verhängnis. Drei Tage vor seiner Ermordung am 21. Februar 1437 ließ er ein kleines Fenster an seinem Tennisplatz, das zur Reinigung des Aborts diente, zumauern, da dort immer wieder Bälle hineingefallen waren. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern hob er in seinem Schlafzimmer eine Fußdiele aus und sprang in den Abort, konnte nun aber von dort nicht mehr fliehen und wurde schließlich gefasst.
Tennis war damals in aller Munde (wie heute!!!). Shakespeare erwähnt es in seinem Drama „Heinrich V“: Der englische König erhält vom französischen Kronprinzen einen Korb mit Tennisbällen. Damit wollte er Heinrichs Anspruch auf den französischen Thron angesichts seines jugendlichen Alters verspotten. Heinrich antwortete im Tennisjargon:
Wenn wir zu diesen Bällen die Raketten
Erst ausgesucht, so wollen wir in Frankreich
Mit Gottes Gnad‘ in einer Spielpartie
Des Vaters Kron‘ ihm in die Schanze schlagen
Sag ihm, er ließ sich ein mit solchem Streiter,
dass alle Höfe Frankreichs ängstigen wird
Der Bälle Sprung.
When we have match’d our rackets to these balls,
We will in France, by God’s grace, play a set
Shall strike his father’s crown into the hazard.
Tell him he hath made a match with such a wrangler
That all the courts of France will be disturb’d
With chaces.”
– Heinrich V. (1. Aufzug, 2. Szene)